Seyfo 1915 – Der Genozid

Unser Partnerkino in Schloß Holte-Stukenbrock hat ebenfalls den von Odins-Filmtheater unterstützten Film „Seyfo 1915“ vor einem interessierten Publikum aufgeführt: Die Dokumentation über den Völkermord an den Assyrern im Ersten Weltkrieg war vor zwei Jahren bereits in Bad Lippspringe auf großes Interesse gestoßen. Die Zuschauer konnten mehr ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Osmanischen Reichs erfahren. Mitwirkende Schamiram Ayaz stand in der anschließenden Diskussion für Fragen und Antworten zur Verfügung.

Sie war 2014 mit dem Filmemacher Aziz Said in die Südosttürkei gereist – und mit einer international anerkannten Kinodokumentation zurückgekommen. Im schwedischen Fernsehen in den Niederlanden und in deutschen Kinos hat der abendfüllende Streifen bereist zahlreiche Zuschauer gefunden. Frau Ayaz besucht auf der Tour die Stätten eines lange verschwiegenen Genozids.

Während die Türkei den Tod von 1,5 Millionen Armeniern, Assyrern, und Griechen -die Zahl nennt der deutsche Bundestag – mit allen Mitteln infrage stellt, spricht die Deutsche mit assyrischen Wurzeln Klartext: „1915 wurde in Istanbul der Völkermord an meinem Volk politisch entschieden, geplant und systematisch in der ganzen Türkei durchgeführt.“ Im Film erzählt eine europaweite Enkelgeneration ihre ganz privaten Geschichten. In einer Familie starben neun, in einer anderen 15 Mitglieder bei der Christenverfolgung durch türkische Soldaten und kurdische Stämme. Auf Todesmärschen verschwanden Väter und Onkel. In Lagern wurden Mädchen und Frauen erst missbraucht und dann in den Tigris geworfen.

Es sei nicht einfach gewesen in aller Sachlichkeit die harten Fakten vorzutragen, erzählt Frau Ayaz. „Im Film musste ich stark bleiben“. Die Tränen kamen oft, wenn die Kamera schon aus war. Am erschütterndsten waren für sie die Aufnahmen in einem Tal, in dem das „Bataillon der Schlächter“ unter dem gefürchteten General „Halil Bey“ Hunderte Männer hinrichtete.

„Die traten auf wie die SS-Totenkopf-Verbände in Russland“ bestätigt die deutsche Historikerin Gabriele Yonan. Nicht die heutige Türkei, sondern das mit dem deutschen Kaiserreich verbündete Osmanische Reich entschied am 24. April 1915 die gezielte Auslöschung von Christen. Man warf ihnen Kooperation mit dem Kriegsgegner Russland vor. Ausgerechnet Deutschland hatte seinen Verbündeten in Konstantinopel zu einem Dschihad (Heiligen Krieg) aller Muslime gegen Frankreich, England und Russland geraten. Damit macht der Film auch die deutsche Verstrickung in den Massenmord deutlich.

Schamiram Ayaz, die in Niedersachsen und Westfalen heimisch gewordene Enkelin, setzt auf Versöhnung: “Wir zeigen nicht mit dem Finger auf die Türkei, aber alle müssen zur ihrer Geschichte stehen.“ Unvergessen bleibt für sie eine im Film nicht gezeigte sehr private Szene direkt an einem Tatort: Wie ein Nachkomme der Haupttäter ebenfalls Versöhnung wünscht und man sich tief berührt umarmt.